Stephen King erschreckt sein eigenes Buch
Stephen King: Welches seiner Bücher wohl nie verfilmt wird und weshalb!
- Aktualisiert: 23.09.2024
- 19:00 Uhr
- teleschau - Jürgen Winzer
Stephen King (76) hat bisher über 70 Romane und über 200 Kurzgeschichten veröffentlicht. Bislang gibt es 81 Verfilmungen seiner literarischen Stoffe. Derzeit sind rund ein Dutzend weitere in Produktion. Eines seiner Bücher aber wird wohl niemals verfilmt. Davor hat sogar selbst der "Meister des Schreckens" Angst.
Die Kreativ-Quelle Stephen King sprudelt unvermindert. Jahr für Jahr veröffentlicht der "König des Horrors" neue Bücher oder Kurzgeschichten. Und mit schöner Regelmäßigkeit werden seine Werke verfilmt, erstmals 1976 "Carrie - Des Satans jüngste Tochter".
Für Buchverfilmungen gilt: Nicht immer waren sie genial. Aber auf Kings Schaffen beruhen doch einige cineastische Riesenerfolge wie etwa "Stand By Me - Das Geheimnis eines Sommers" (1986), "Running Man" (1987), "Es" (1990 und im zweiteiligen Remake 2017 und 2019), "Die Verurteilten" (1994), "The Green Mile" (1999) und "Der dunkle Turm" (2017).
Nicht immer war der King einverstanden mit den Ergebnissen. So fand er die Umsetzung von "Shining" (1980) "kalt und uninteressant", wie er in einem Interview sagte. Der Horrortrip von Stanley Kubrick mit Jack Nicholson und Shelley Duvall wurde aber als Film mindestens ebenso erfolgreich wie die Vorlage.
Einen Roman aber gibt es, den King selbst nicht verfilmen lassen will. Den vor diesem Roman - und seiner Außenwirkung - hatte und hat der Großmeister des Genres selbst Angst. Es geht um "Rage".
Warum Stephen King sein Buch "Rage" nicht verfilmen lassen will
1977 hatte sich King mit "Carrie", "Brennen muss Salem" und "Shining" schon einen Namen gemacht. Er wollte aber testen, ob er es auch unter anderem Namen in die Bestenlisten schaffen könnte und veröffentlichte insgesamt sieben Romane unter dem Pseudonym Richard Bachmann. Der erste Bachmann-Roman war 1977 "Rage" und erschien im selben Jahr unter dem Titel "Amok" auch in Deutschland.
Der Roman kam damals gut an. Mittlerweile aber ist er nirgends mehr offiziell erhältlich. King hat alle Auflagen so weit möglich einstampfen lassen und Neuauflagen unterbunden. Weil er den Roman selbst "schrecklich" findet. Das hat aber weniger mit dem Roman und seinem Stil zu tun, als vielmehr mit seiner Außenwirkung. Denn die war in der Tat verheerend und schockte den "Champion des Schockers" selbst.
"Rage" galt bei mehreren Amokläufen als "Inspiration"
In "Rage" geht es um den Schüler Charles Decker. Nachdem er vom Direktor vom Unterricht ausgeschlossen wird, dreht er durch, erschießt zwei Lehrkräfte und nimmt die Mitschüler seiner Klasse als Geiseln. Am Ende stellt er sich und landet wegen Geisteskrankheit lebenslang in einer Klinik.
Was den Roman im Nachgang problematisch machte: Er wurde zur "Vorlage" für echte jugendliche Amokläufer. 1988 schoss ein Schüler in Kalifornien in seiner Schule herum. Zum Glück ohne jemanden zu verletzen. Aber bei der Vernehmung gab er an, dass "Rage" eine "Inspiration" gewesen sei. Im Februar 1996 setzte der 14-jährige Barry Loukaitis den Inhalt von "Rage" quasi als "Gebrauchsanleitung" um. Er erschoss an seiner Frontier Middle School in Moses Lake, Washington, USA, eine Mathelehrerin und zwei Mitschüler und nahm die anderen als Geiseln, bis er von einem Sportlehrer überwältigt wurde. Loukaitis gab an, er sei von "Rage" (und dem Film "Natural Born Killers") auf "die Idee gebracht" worden.
Im Dezember 1997 erschoss Michael Carneal an der Heath High School in West Paducah, Kentucky, drei Mitschüler. In seinem Schulspind fand die Polizei eine Ausgabe von "Rage".
Stephen King selbst ließ "Rage" vom Markt nehmen
Dem Meister des Schreckens jagte das einen riesigen Schrecken ein. "Es hat mir gereicht", schrieb er 2013 in einem Aufsatz ("Guns"). "Ich habe meinen Verleger gebeten, den Roman aus der Veröffentlichung zu nehmen."
King macht sich wegen der Story keine Vorwürfe. "Mein Buch hat diese Leser nicht geistig zerstört oder zu Mördern gemacht", erklärte er, "aber sie fanden etwas in meinem Buch, das sie ansprach, weil sie bereits kaputt waren." Die Selbstzensur sei für ihn dennoch selbstverständlich gewesen: "Einen Kanister Benzin lässt man auch nicht rumstehen, wo ihn ein Junge mit Neigungen zum gefährlichen Zündeln in die Finger bekommen kann."
Natürlich hat King auch die Filmrechte für "Rage" nie verkauft. "Und das ist gut so", schrieb jüngst das US-Genre-Portal "Slashfilm".
Bei Joyn könnt ihr vom "Meister des Schreckens" andere Filme sehen: Hier gibt es das Frühwerk "Children Of The Corn - Kinder des Zorn" (1984), das acht Fortsetzungen und ein Remake erfuhr. Und "Firestarter", die explosive Neuverfilmung (2022) seines insgesamt achten Romans "Der Feuerteufel".