Was ist Urea und wie wirkt es?
Urea: Pflege-Wirkstoff gegen Hautprobleme und intensive Trockenheit
- Aktualisiert: 04.04.2023
- 14:20 Uhr
- Johanna Holzer
Urea, also Harnstoff, ist ein echter Power-Wirkstoff gegen trockene Haut. Auch wenn es zunächst wenig sexy klingen mag, aber Harnstoff ist tatsächlich unverzichtbar für unsere Haut und damit eine beliebte Zutat in Hautpflegeprodukten. Wie Urea wirkt und welche Vorteile es in welcher Konzentration mit sich bringt, klären wir hier.
Was ist Urea eigentlich?
Urea ist tatsächlich ein Stoff, der im Urin vorkommt, weil wir diesen körpereigenen Wirkstoff darüber ausscheiden. Übrigens auch über unseren Schweiß. Zwar sollte unser Körper so viel Urea produzieren, dass die Haut nicht austrocknet, aber indem wir uns (zu häufig) mit Seifen, Duschgel und Shampoos waschen, beschädigen wir die natürliche Urea-Schicht auf der Haut. Ist der Säureschutzmantel kaputt, müssen wir nachhelfen. Denn dann trocknet die Haut nicht einfach nur aus, sondern kann sich zudem auch nicht mehr vor Keimen und Erregern schützen. Fettende Pflegeformeln mit industriell produziertem Urea können Abhilfe schaffen.
Tatsächlich wurde der Rohstoff lange Zeit aus Pferdeurin gewonnen, bevor man entdeckte, dass man ihn auch aus anorganischen Stoffen herstellen kann. Kohlendioxid und Ammoniak werden Hitze und Druck ausgesetzt. Aus dem darauf folgenden chemischen Prozess erhält man Urea, das in Gesichtscremes, Bodylotion & Co. eingesetzt werden kann - und gerade trocke, wintermüde Haut wieder frühlingsfit machen kann.
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Wie wirkt Urea in Hautpflegeprodukten?
Synthetisch hergestellte Urea wird vor allem wegen ihrer feuchtigkeitsspendenden und gleichzeitig peelenden Eigenschaften in Skincare eingesetzt. Um genauer zu verstehen, wie der künstlich erzeugte Stoff den körpereigenen Stoff sozusagen ersetzen soll, ist es hilfreich, zunächst den Aufbau unserer Haut zu verstehen.
Die äußerste der drei Hautschichten heißt Epidermis und besteht aus fünf Teilschichten. Die wiederum äußerste Unterschicht der Epidermis, die Hornschicht oder Stratum Corneum, schützt die Haut und hindert unerwünschte Moleküle vor dem Eindringen in den Körper. Gleichzeitig verhindert sie, dass wir Wasser von innen verlieren. Diese Wasserspeicherfunktion der Hornchicht wird durch verschiedene Stoffe gesichert. Urea, verschiedene Aminosäuren und Milchsäure haben als natürlicher Feuchhaltefaktor auf der Haut die Aufgabe den Feuchtigkeitsverlust möglichst niedrig zu halten.
Hautpflege, die mit Urea angereichert ist, kann also Trockenheit bekämpfen und vorbeugen, aber auch bei Krankheiten helfen, die mit trockener oder juckender Haut einhergehen. Sie bringen den Feuchtigkeitshaushalt der Hautbarriere langfristig wieder ins Gleichgewicht. Während andere feuchtigkeitsspeichernde Stoffe wie Öle zwar schnell, aber kurzfristig helfen, schließt Urea nachhaltig Feuchtigkeit in der Haut ein. Zudem ist der Stoff extrem hautfreundlich und gut verträglich, da er ein natürlicher Bestandteil der Haut ist. Bisher wissen wir von keinen Nebenwirkungen oder allergischen Reaktionen. Gleichzeitig kann Urea abgestorbene Hautablagerungen abtragen und sogar Pilzinfektionen bekämpfen. Der Wirkstoff ist leicht antibakteriell und unterstützt die natürliche Hautbarriere bei der Abwehr von Infektionen.
Externer Inhalt
Die Vorteile von Urea in der Hautpflege
Urea in Körper- und Gesichtscremes kann also die Haut vor dem Austrocknen bewahren, Hautschüppchen abtragen und die Hautbarriere nachhaltig stärken.
Urea hält die Haut befeuchtet
Mehrere Studien belegen die sichere Wirkung von Urea gegen trockene Haut. Indem es Feuchtigkeit bindet und in der Haut einschließt, ist es eine optimale Hilfestellung für trockene Haut. Allerdings auch nur dann, wenn es regelmäßig verwendet wird. Auch Urea kann nicht nach einer Anwendung alleine, trockene Haut reparieren.
Urea peelt die Haut
Urea ist ein sogenanntes keratolytisches Mittel. Das bedeutet, dass es das Protein Keratin, das ebenfalls in der äußeren Hautschicht sitzt, aufspaltet. Indem der Hautbaustein Keratin gelöst wird, hilft Urea dabei abgestorbene Hautschüppchen loszuwerden. Allerdings braucht man eine höhere Konzentration von Urea in einem Produkt, um von der Peelingwirkung zu profitieren.
Urea stärkt die Hautbarriere
Ihr Säureschutzmantel sorgt dafür, dass die Haut keine Feuchtigkeit verliert und gleichzeitig keine Erreger, Keime und Co. hineingelangen können. Damit diese natürliche Barriere funktioniert, braucht die Haut den unverzichtbaren Harnstoff. Sinkt der Anteil an Urea in der Haut, verringert sich auch der natürliche Schutz. Ureahaltige Pflege kann die Schutzfunktion wieder aufbauen.
Urea unterstützt die Wirkung von Medikamenten
Urea kann bestimmte Medikamente beim Eindringen in die Haut unterstützen. Bei der Behandlung von Hautkrankheiten und Infektionen kann Urea also zusätzlich helfen, die Wirkung dieser Medikamente zu verstärken, etwa bei der Behandlung von Pilzinfektionen.
Urea kommt dank dieser Benefits in zahlreichen verschiedenen Pflegeprodukten vor, sowohl in feuchtigkeitsspendenden Lotionen als auch in speziellen Pflegeprodukten gegen Hautkrankheiten.
Urea wird eingesetzt zur Behandlung von...
- trockener Haut
- Neurodermitis
- Ichthyose (Fischschuppen-Krankheit)
- Kontaktdermatitis
- Strahlendermatitis
- Pilzinfektionen der Nägel
- Fußpilz
- Keratosis Pilaris (Reibeisenhaut)
- Juckreiz
- eingewachsene Nägel
- Schwielen, Hühneraugen
Wir haben bereits kurz angerissen, dass Urea für manche der Wirkungen in einer bestimmten Konzentration in der Produktformel vorkommen muss. Wenn der Prozentsatz von Urea in der Pflege eher niedrig ist, wirkt sie zwar feuchtigkeitsspendend, aber nicht peelend. Wie viel Urea braucht man also, je nach Hautbedürfnis und je nach Ziel der eigenen Hautpflege?
Wie wird Urea in Hautpflege dosiert?
Hautpflegeprodukte können zwischen 2% und 40% Urea enthalten. Ein ganz schön breites Spektrum einer Wirkstoffkonzentration, das vorgibt, wie ein Urea-Produkt schließlich wirkt. Je nachdem, welches Hautbedürfnis oder welche Hautkrankheit man behandeln möchte, kann man zu einem niedrig oder hoch dosierten Produkt mit Urea greifen.
Urea-Konzentration zwischen 2% und 10%
Hautpflegeprodukte, die weniger als 10% Urea enthalten, sind in erster Linie Feuchtigkeitsspender. Eine Urea-Creme mit 2%iger bis 10%iger Konzentration hilft gegen trockene Haut und beugt das Austrocknen der Haut vor. In normalen Bodylotions und Gesichtscremes finden wir meist 3% bis 5% Urea-Anteil. Intensivere Pflegeprodukte für sehr trockene Haut, zum Beispiel für die Füße, haben meist eine Konzentration von 10 % Urea.
Urea-Konzentration zwischen 10% und 20%
Ab einer Wirkstoffkonzentration von 10% setzt die keratolytische Wirkung ein. Das Produkt wird exfolierend. Höher dosierte Peeling-Produkte mit Urea wirken schließlich gegen Schwielen und rissige Fersen, da sie auch bei stark verhornter Haut geeignet sind.
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Urea-Konzentration über 20%
Hochkonzentrierte Urea-Produkte, die mehr als 20% Wirkstoff enthalten, haben eine entsprechend hohe Peeling-Wirkung. Sie können zum Beispiel zur Behandlung von Nagelpilz eingesetzt werden und dicke Nägel weicher machen. Nägel und Haare bestehen nämlich auch aus dem Keratin, das durch Urea aufgespaltet wird.
Schließlich gibt es auch Urea-Haarpflege gegen trockene Kopfhaut und Schuppen und spezielle Produkte, die Schuppenflechte behandeln. Bevor man sich für ein höher konzentriertes Urea-Produkt für Haut oder Haare entscheidet, sollte man sich Rat von medizinischen Experten holen. Zu viel Urea kann trotz aller Benefits der Haut auch schaden!
Nebenwirkungen oder Risiken von Urea?
Pflegeprodukte, die Urea enthalten, sind zunächst sehr hautverträglich. Urea-Cremes und -Salben stehen sogar auf der Liste der wichtigsten Medikamente für eine medizinische Grundversorgung der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Sie sind nämlich besonders sicher, wirksam und erschwinglich.
Selbst wenn Urea in hohen Dosen verwendet wird, ist das Risiko von Nebenwirkungen gering, allerdings nicht ganz ausgeschlossen. Wenn hochkonzentrierte Urea-Produkte zum Einsatz kommen sollen um Hautkrankheiten zu behandeln, werden diese ärztlich verschrieben und sind somit auch sicher und unbedenklich. Sollten trotzdem leichte Hautreizungen und Symptome wie Jucken oder Brennen auftreten, solltet ihr die Dosierung unbedingt nochmals mit ein:er Dermatolog:in besprechen.
Außerdem verstärkt Urea die Aufnahme anderer Wirkstoffe in der Haut. Es könnte also sein, dass man auf einen anderen Wirkstoff in einem Produkt empfindlich reagiert und Urea diese gereizte Reaktion verstärkt.