Insekten
Wie überwintern eigentlich Schmetterlinge?
- Veröffentlicht: 19.12.2023
- 15:00 Uhr
- Anna Kaltenhauser
Was machen eigentlich Schmetterlinge im Winter. Fliegen sie in den Süden, halten sie vielleicht Winterschlaf oder verstecken sie sich einfach irgendwo? Die Antworten darauf findest du hier. Kleiner Spoiler: Die Falter sind echte Überlebenskünstler.
Das Wichtigste in Kürze
Schmetterlinge haben verschiedene Strategien, um den Winter bei uns zu überleben: Einige von ihnen verfallen in eine Winterstarre, andere verpuppen sich oder überwintern im Schmetterlingsstadium der Raupe oder des Eis.
Manche Schmetterlingsarten fliegen wie Zugvögel in den Süden, um in wärmeren Gefilden mit genug Nahrungsquellen zu überwintern.
Findest du im Winter einen Schmetterling, zum Beispiel im Schuppen oder in der Garage, solltest du ihn nicht berühren, denn er ist nicht tot, sondern befindet sich in seiner Winterstarre.
Mit diesen Strategien überwintern Schmetterlinge
🪆 Viele Schmetterlinge überwintern als Puppe. Die feste Hülle des Kokons schützt sie vor eisigen Temperaturen, Wind und Schnee. Zudem besitzt der Kokon eine gute Tarnung, viele sehen aus wie ein vertrocknetes Blatt. Je nach Schmetterlingsart vergraben sie sich im Boden, kleben sich an Steinen fest oder spinnen sich an Äste oder Blütenstengel.
🥚 Einige Schmetterlinge überleben den Winter als Ei, zum Beispiel der Apollo- und Nierenfleckfalter. Im Spätsommer werden seine robusten Eier an Äste oder Blätter der Futterpflanze geheftet, schlüpft die Raupe im Frühling, findet sie sofort Nahrung. Manche Eier besitzen eine wärmende Schale als Schutz.
🐛 Auch im Raupenstadium überwintern Schmetterlinge. Der Kaisermantel, ein Edelfalter, legt seine Eier in die Rinde von Bäumen, dort ist die frisch geschlüpfte Raupe vor Wind und Wetter geschützt und überlebt bis zum Frühling ohne Nahrung. Andere Raupen vergraben sich in der Erde oder überstehen den Winter als Raupengruppe in einem Gespinst am Boden oder zwischen Mauerspalten.
🛏 Einige ausgewachsene Schmetterlinge, dazu gehören zum Beispiel der Kleine Fuchs und das Tagpfauenauge, gehen nicht in einen Winterschlaf, sondern in eine Winterstarre. Sie überwintern wettergeschützt in Gartenhäuschen, Dachbalken, Garage oder Keller. Um bei Minusgraden zu überleben, produzieren sie eine Art Frostschutzmittel im Körper, fahren ihren Stoffwechsel runter und klappen ihre Flügel zusammen. Erst bei wärmeren Temperaturen erwachen sie aus ihrer Winterstarre.
Der Zitronenfalter überwintert als einziger Schmetterling im Freien
Während andere Schmetterlinge für ihre Winterstarre geschützte Orte aufsuchen müssen, überlebt der Zitronenfalter als einziger Schmetterling im Freien: Er setzt sich auf einen Ast, in eine Hecke, zwischen Holzstöße oder auf einen Grashalm, klappt die Flügel zusammen und begibt sich in seine Winterstarre.
Damit er Temperaturen bis zu Minus 20 Grad überleben kann, findet in seinem Körper folgender Prozess statt: er gibt viel Flüssigkeit ab und lagert stattdessen in seinen Zellen spezialisierte Proteine ein, die ihn vor Eiskristallbildung im Organismus schützen. Außerdem reduziert er wie die anderen Falter seinen Stoffwechsel.
Mit ansteigenden Temperaturen erwacht der Zitronenfalter aus seiner Starre, kann Fühler und Flügel wieder bewegen und zur ersten Nahrungsquelle flattern.
Dieser Schmetterling überwintert bei Ameisen
Der Ameisenbläuling überwintert in einem Ameisennest. Wie das funktioniert? Die Schmetterlingsraupe plumpst absichtlich vom Ast auf den Boden und lässt sich anschließend von Ameisen als Beute ins Nest tragen.
Einmal im Ameisennest angekommen, beginnt sie mit ihrer ausgeklügelten Tarnung: Zum einen biegt sie ihren Raupenkörper so, dass er optisch einer Ameisenlarve ähnelt, zum anderen verströmt die Schmetterlingsraupe einen besonderen Duft, der die Ameisen betört. Statt die Raupe zu fressen, nehmen die Ameisen ihre eigentliche Beute friedlich bei sich auf.
Damit die Raupe nicht auffliegt, sondert sie zudem über Drüsen auf der Haut immer wieder eine süße Flüssigkeit ab, die die Ameisen "einlullt".
So kann die Raupe geschützt überwintern und frisst während ihres Aufenthalts bis zu 600 Ameisenlarven. Nach zehn Monaten verpuppt sie sich für 25 Tage, um anschließend als junger Ameisenbläuling so schnell wie möglich den Ameisenbau zu verlassen. Denn als Schmetterling wird er nun von den Ameisen als Feind erkannt und angegriffen. Ein besonderer Schuppen-Schutzmantel schützt ihn vor den Ameisenbissen auf dem Weg ins Freie.
Diese Schmetterlinge ziehen bei Kälte in den Süden
Einige Schmetterlinge fliegen im Spätsommer oder Herbst wie Zugvögel Richtung Süden, um nicht den eisigen Temperaturen und widrigen Wetterbedingungen bei uns ausgesetzt zu sein. Sie können dabei über tausende Kilometer zurücklegen. Distelfalter zum Beispiel verlassen Nord- und Mitteleuropa, um bis nach Afrika zu flattern.
Der Admiral überfliegt Alpenpässe, die auf einer Höhe von 2500 Meter liegen, um wärmere Regionen am Mittelmeer zu erreichen. Während seines Fluges muss er zum einen Zwischenstationen einlegen, um von den letzten Blüten Nektar zu tanken, zum anderen ist er einer großen Herausforderung ausgesetzt: dem Wind. Um starke Gegenwinde zu umgehen, nutzen Schmetterlinge vor allem für sie günstige Luftströme, die sie näher ans Ziel bringen. Wie das funktioniert? Man vermutet, dass ihnen dabei eine Art körpereigener Kompass und der Sonnenstand helfen, außerdem fliegen manche Schmetterlingsarten möglichst dicht am Boden, andere möglichst hoch, also "über dem Wetter".
Einmal angekommen, fliegt diese Generation nicht mehr zurück, das Weibchen heftet seine Eier an Futterpflanzen (z.B. Brennnessel) und stirbt anschließend.
Aufgrund des Klimawandels ziehen immer mehr Schmetterlinge nicht mehr so weit, einige bleiben hier oder kommen von Nordeuropa: doch statt bis ans Mittelmeer zu fliegen überwintern sie im Süden Deutschlands.
So kannst du Schmetterlingen im Winter helfen
🏠 Findest du im Winter einen Schmetterling (in Winterstarre), solltest du ihn nicht ins Haus tragen, die warmen Innentemperaturen wecken ihn zu früh aus seiner Winterstarre auf, doch er würde draußen noch keine Nahrung finden.
🦋 Gleiches gilt für Schmetterlinge, die auf deinem Dachboden oder in der Garage überwintern: am besten lässt man die Tiere in Ruhe, sorgt aber im Frühling dafür, dass sie wieder ins Freie flattern können.
🔥 Falls du einen Schmetterling in einem bewohnten, warmen Raum flattern siehst oder in Winterstarre findest, fange ihn vorsichtig ein und lege ihn in eine kleine Box und bringe das Tier an einen kühleren, Wind und Wetter geschützten Ort.
👨🌾 Am besten schneiden Gartenbesitzerinnen so wenig Pflanzen wie möglich zurück, vor allem Kletterpflanzen wie Efeu sind bei Schmetterlingen äußerst beliebt: sie überwintern gern unter seinen schützenden Blättern.
⛽️ Der Efeu ist mit seiner späten Blüte auch eine ideale Nektartankstelle für alle Schmetterlinge, die gen Süden fliegen.
🍽 Wer keine oder wenig Pflanzen hat, kann im Spätsommer einen flachen Teller mit einer süßen, Nektar ähnlichen Flüssigkeit wie zum Beispiel Fruchtsaft, draußen platzieren. Zum einen ist es für die Tiere eine weitere Futterquelle, zum anderen lassen sich die Schmetterlinge so gut aus der Nähe beobachten.
🪵 Egal ob Holzstapel, Laubhaufen oder Steinhügel: hier finden Schmetterlinge einen Unterschlupf im Winter.
🌿 Du hast Brennnesseln im Garten? Auf keinen Fall solltest du das Gewächs vernichten, es ist für viele Raupen die beste Nahrung.
🏨 Um Schmetterlinge einen trockenen und geschützten Platz anzubieten, kannst du auch ein Insektenhotel aufhängen, das für Schmetterlinge am besten mit Ästen. Reisig, Moos und Laub befüllt wird.