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Das tiefste Loch der Welt: Hier herrschen über 200 Grad

  • Veröffentlicht: 21.08.2023
  • 08:05 Uhr
  • Julia Wolfer

Das Kola-Bohrloch in Russland ist mit über zwölf Kilometern das tiefste Loch der Welt. Um das Forschungsprojekt der Sowjetunion ranken sich viele Mythen und Legenden. Welche? Das erfährst du hier.

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Das Wichtigste zur Kola-Bohrung

  • Das tiefste Loch der Welt ist als Teil eines sowjetischen Forschungsprojekts während des Kalten Krieges entstanden. Es befindet sich auf der Halbinsel Kola im Nordwesten Russlands.

  • Ziel des Projekts war es, wissenschaftliche Erkenntnisse über die Entstehung von Kupfer- und Nickelvorkommen sowie über Seismik und Geothermie der Erdkruste zu sammeln.

  • Das Loch ist 12.262 Meter tief und hält bis heute den Rekord. Ursprünglich sollte der Schacht sogar 15.000 Meter tief werden, doch das Vorhaben scheiterte aufgrund technischer Schwierigkeiten.

  • In zwölf Kilometern Tiefe herrschen extreme Bedingungen mit Temperaturen von 180 bis über 200 Grad Celsius.

  • Um das Kola-Bohrloch rankt sich ein grausiger Mythos: Mit Mikrofonen wurden angeblich Schreie aus dem Inneren des Lochs aufgenommen. Wurde hier die Hölle unter der Erde angebohrt?

Das Kola-Bohrloch befindet sich im Norden Russlands nahe der finnischen Grenze.
Das Kola-Bohrloch befindet sich im Norden Russlands nahe der finnischen Grenze.© Galileo

Das tiefste Loch der Erde befindet sich auf der Kola-Halbinsel im Nordwesten Russlands, rund 200 Kilometer nordwestlich von Murmansk und unweit der Grenze zu Finnland und Norwegen. Die Halbinsel gab dem Loch auch seinen Namen: Kola-Bohrung. Die russische Halbinsel wird im Norden von der Barentssee begrenzt, im Süden vom Weißen Meer.

Dort sollen bis zu 3,5 Milliarden Jahre alt Gesteinsformationen zu finden sein, was die Halbinsel zu einem attraktiven Standort für eine Tiefenbohrung machte.

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Wie ist das tiefste Loch der Welt entstanden?

Das Loch war Teil eines ambitionierten Forschungsprogramms mit dem Namen "Supertiefe Kolabohrung SG-3" der Sowjetunion während des Kalten Krieges. Ziel war es, die USA zu übertrumpfen - deren Bohrloch "Bertha Rogers" in Oklahoma war nur 9.583 Meter tief.

Bereits 1960 begann die Planung. Eine gigantische Forschungsstation wurde errichtet: Allein der Bohrturm soll so hoch wie ein 20-stöckiges Gebäude gewesen sein.

Nach jahrelanger Planung starteten die Bohrarbeiten im Mai 1970. Allein das Gestänge der Bohrmaschine "Uralmasch-15000" wog 200 Tonnen. Angestrebt war eine Tiefe von 15.000 Metern, doch in 12.262 Metern Tiefe musste das Projekt abgebrochen werden - unter anderem, weil die unerwartet hohen Temperaturen technische Probleme verursachten.

Insgesamt soll das Projekt SG-3 Millionen verschlungen haben: Allein der Betrieb der Forschungsstation soll rund drei Milliarden Rubel (etwa 28 Millionen Euro) im Jahr gekostet haben. 1992 wurde Forschungsbetrieb schließlich weitgehend eingestellt, da die Bohrung kaum noch Rohstofffunde abwarf und ein Vordringen in größere Tiefen aufgrund der extremen Hitze technisch kaum möglich war.

Der russischen Regierung soll damals sogar das Geld gefehlt haben, die Forschungsstation abzureißen. Die Anlage wurde daher weitgehend dem Verfall überlassen. Lediglich der Bohrturm wurde teilweise abgerissen und das über zwölf Kilometer tiefe Loch mit einem Metall-Deckel versiegelt.

Welche Bedingungen herrschen im tiefsten Loch der Erde?

🕳️ Das Kola-Bohrloch ist 12.262 Meter tief – etwa 15 Mal so lang wie Burj Khalifa in Dubai, das höchste Gebäude der Welt.

📏 Bis 2008 galt es auch als das *längste Bohrloch der Welt, wurde aber vom Bohrloch im Al-Shaheen-Ölfeld in Katar abgelöst. Da dieses in weiten Teilen waagrecht verläuft, reicht es aber nur 1.500 Meter tief in die Erde hinein.

🍽️ Der Durchmesser des Kola-Bohrlochs beträgt nur 21,4 Zentimeter und ist nicht größer als ein Teller.

🌡️ In der Tiefe herrschen Temperaturen von 180 bis über 200 Grad Celsius und sind viel höher, als von Wissenschaftler:innen vorherberechnet.

⚠️ Angaben zum Druck sind nicht überliefert, müssen aber gewaltig sein: In einem Bohrloch im bayerischen Windischeschenbach hat man in 9.101 Metern Tiefe Drücke von bis zu 940 Bar gemessen. Zum Vergleich: In einem Autoreifen herrschen 2,5 Bar.

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Welche Erkenntnisse lieferte die supertiefe Kola-Bohrung?

  • Anhand der Geräusche in der Tiefe gelang es, Erdbeben vorherzusagen. Erdbeben entstehen häufig in mehr als zehn Kilometer Tiefe und breiten sich von dort Richtung an die Oberfläche aus.

  • Forscher:innen stellten fest, dass das Erdinnere offenbar viel heißer ist, als vorher berechnet. In 12.262 Metern Tiefe wurden 180 bis über 200 Grad Celsius gemessen - rund 100 Grad mehr, als angenommen.

  • In 3.000 Metern Tiefe fand man sonderbare Gesteinsschichten, die fast völlig identisch mit Mondgestein sind.

  • Überraschend stießen die Forscher:innen in 6.000 Metern Tiefe auf Gold.

Mythos: Schreie aus dem tiefsten Loch der Erde?

Schon während der Arbeiten in den 80er-Jahren verbreiteten sich Gerüchte um das Bohrloch. Angeblich sei man in 14 Kilometern Tiefe auf einen Hohlraum gestoßen, die Bohrer seien durchgedreht und Temperaturen von 1100 Grad gemessen worden. Mikrofone, die Forscher:innen in die Tiefe hinabließen, zeichneten angeblich schockierende Geräusche auf: menschliche Schreie "wie aus Tausend gequälten Kehlen". Der Mythos, die Forscher:innen hätten die Hölle angebohrt, war geboren.

Wie genau der Mythos entstanden ist, ist unbekannt. Einem Online-Bericht zufolge kursierte die Geschichte zunächst in christlichen Newslettern und lokalen Zeitungen in Finnland. Von dort fand der Mythos irgendwie seinen Weg in die USA zum religiösen Sender Trinity Broadcasting Network (TBN).

Für die flächendeckende Verbreitung sorgte allerdings erst der norwegische Lehrer Åge Rendalen, der sich einen Spaß erlaubte. Nachdem Rendalen den Beitrag auf TBN gesehen hatte, gab er sich in einem Leserbrief als Spezialberater des norwegischen Justizministeriums aus. Er bestätigte die Schauergeschichte um die "angebohrte Hölle" nicht nur, sondern schmückte sie weiter aus. Obwohl Rendalen seinen Scherz kurz darauf aufdeckte, hielt das den Sender TBN nicht davon ab, die erfundene Nachricht weiterzuverbreiten. Mehrere US-Fernsehprediger adaptierten die Geschichte.

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