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Staudämme: Gigantische Neu-Projekte und gefährliche Altlasten

  • Veröffentlicht: 09.02.2021
  • 08:00 Uhr
  • Sven Hasselberg

Neue Mega-Staudämme sollen die Energie der Zukunft bringen, während ältere verfallen und dringend nachgerüstet werden müssen. Hier erfährst du alles über Vor- und Nachteile. Im Clip: der riesige Drei-Schluchten-Staudamm in China.

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Das Wichtigste zum Thema Staudämme

  • Weltweit gibt es fast 59.000 Staudämme mit mindestens 15 Metern Höhe und einem Stausee mit 3 Kubikkilometern Volumen. Das ist ungefähr so viel Wasser wie im Starnberger See. Eine Studie der United Nations University in Kanada hat jetzt herausgefunden, dass viele baufällig sind.

  • Die meisten wurden zwischen 1930 und 1970 erbaut. Sie leiden unter großem Verschleiß, wurden oft nicht für so eine Dauer konstruiert. Außerdem führt der Klimawandel zu größeren Regenmengen, Fluten oder Schlammlawinen, die die Bauwerke zusätzlich strapazieren.

  • Deshalb raten die Experten den Betreibern, ihre maroden Dämme dringend nachzurüsten. In einigen Ländern kam es schon zu Brüchen, die Evakuierungen oder sogar Tote forderten. Darunter: Brasilien, Indien, Usbekistan, Kasachstan, aber auch die USA.

  • Die gut 370 großen deutschen Talsperren befinden sich dank regelmäßiger Überwachung in gutem Zustand. Hier wurde keine Warnung ausgesprochen. Trotz der brüchigen Bauwerke weltweit bauen einige Staaten kräftig neue.

  • Die Projekte liefern mit Wasserkraftwerken erneuerbare Energie der Zukunft. Aber sie stehen auch in der Kritik - unter anderem wegen Zwangsumsiedlung von Bürgern oder Umweltzerstörung beim Bau. Mehr darüber und wie man aus Wasserkraft Energie gewinnt, erfährst du hier.

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So gewinnen Staudämme Energie aus Wasserkraft

Viele Talsperren sind multifunktional. Sie dienen dem Hochwasserschutz, der Trinkwasser- und Energiegewinnung oder sorgen dafür, dass Flüsse besser schiffbar sind. In Deutschland ist seit den 50er-Jahren die Rappbode-Talsperre in Sachsen-Anhalt mit 106 Metern die höchste. Sie bildet einen Stausee mit fast 4 Kubikkilometern Wasser.

In anderen, meist totalitären Staaten werden weiterhin große Staudamm-Projekte verwirklicht. Besonders in China, obwohl auch hier die kanadische Studie warnt, dass gerade viele der alten Dämme dringend in Stand gesetzt werden müssen.

In Tadschikistan entsteht der Rogun-Staudamm. Er soll mit 335 Metern der höchste der Welt werden. Auch im Iran wird gebaut: Der Bachtiari-Damm soll mit 315 Metern Höhe weltweit auf Platz zwei rangieren.

Sie alle wollen mit dem angestauten Wasser Energie gewinnen - und zwar so: Im Oberwasser-Reservoir staut sich der Fluss an. Das Wasser fließt dann durch riesige Rechen, die beispielsweise Baumstämme oder Geröll aussieben, ins tiefer liegende Unterwasser-Reservoir auf der anderen Seite des Damms. Auf dem Weg dorthin passiert es über Rohrleitungen die im Damm montierten Turbinen, dreht sie und erzeugt so Energie.

Die kann dann mit Hilfe von Generatoren und Transformatoren genutzt werden. Die Grafiken unten zeigen dir die Turbinen-Technik und verschiedene -Typen.

Wie ein Wasserkraftwerk funktioniert

Diese Technik verbirgt sich in einem Wasserkraftwerk
Diese Technik verbirgt sich in einem Wasserkraftwerk © Galileo
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So arbeiten vier verschiedene Turbinen-Typen

Staudämme: Gigantische Neu-Projekte und gefährliche Altlasten

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So funktioniert eine Pelton-Turbine.
© Galileo

So funktioniert eine Pelton-Turbine.

So funktioniert eine Kaplan-Turbine.
© Galileo

So funktioniert eine Kaplan-Turbine.

So funktioniert eine Francis-Turbine.
© Galileo

So funktioniert eine Francis-Turbine.

So funktioniert eine Durchström-Turbine.
© Galileo

So funktioniert eine Durchström-Turbine.

Umweltschutz und Menschenrechte: Kritik am Staudammbau

Groß-Staudämme wirken in Deutschland wie Bauprojekte aus der Vergangenheit. Neben den Renovierungsproblemen und den immensen Baukosten gibt es bei uns nicht nur zu wenig Platz: In Deutschland zählen die Meinungen von Umweltschützern, Anwohnern und natürlich die Menschenrechte.

Die aktuellen internationalen Großprojekte stehen immer wieder in der Kritik. Die Arbeiter schuften unter menschenunwürdigen Bedingungen. Das Fluten der Täler zerstört nicht nur die Natur vor Ort oder beeinflusst die Fischpopulation der Flüsse.

Tausende Menschen werden von den Regimen einfach zwangsumgesiedelt und müssen ihre Heimat verlassen, nur weil ihre Dörfer und Städte im Flutungsgebiet liegen. Laut der Menschenrechtsorganisation Amnesty International siedelte allein die chinesische Regierung seit 1949 deswegen rund 20 Millionen Menschen um.

Wie sich Wasserkraft mit menschen- und umweltfreundlicheren Methoden und kleineren Bauten gewinnen lässt, zeigt dir das folgende Video. Die Technische Universität München hat ein neues Kraftwerk entwickelt.

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Eine ökologische Idee aus München

Hier erklärt die Technische Universität München ihr ökofreundliches Schachtkraftwerk.

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GF

Mega-Kraftwerk: Der Drei-Schluchten-Staudamm

Das größte Wasserkraftwerk der Welt produziert so viel Strom wie 16 Atomkraftwerke. Aber 1,5 Millionen Menschen haben dadurch ihr Zuhause verloren, der Bau hat 15 Jahre gedauert und hat 75 Milliarden Dollar gekostet. Hat sich der Aufwand gelohnt?

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Die aktuell 5 höchsten Staumauern der Erde

🇨🇳 Jinping I: China besitzt einige der weltweit spektakulärsten Stauprojekte. Darunter ist auch die "Jinping I"-Talsperre im Südwesten des Landes. Sie produziert seit 2013 Strom und ist mit einer Höhe von 305 Metern die höchste der Erde. Der Damm dient auch dem Hochwasserschutz. Inzwischen gibt es noch eine 2. Sperre, Jinping II, die ebenfalls den Fluss Yalong Jiang staut.

🇹🇯 Nurek: Platz 2 der höchsten Dämme belegt mit 300 Metern die Nurek-Talsperre in Tadschikistan. Sie staut denn Fluss Wasch und liegt gut 50 Kilometer von der Hauptstadt Duschanbe entfernt. Das Wasserkraftwerk betreibt 9 Turbinen. Die versorgen fast das ganze Land mit Energie. Außerdem dient der See als Bewässerungs-Reservoir für die Landwirtschaft der Umgebung.

🇨🇳 Xiaowan: Auch Platz 3 der fertiggestellten Dämme liegt in China. Mit einer Höhe von 292 Metern und 800 Metern Länge staut der Xiaowan-Damm seit 2012 den Lancang, besser bekannt als Mekong. Neben der Energiegewinnung und Bewässerung dient er vor allem auch der besseren Schiffbarkeit des Flusses in der Trockenzeit.

🇨🇭 Grande Dixence: Europa taucht auf Platz 4 auf. 285 Meter Höhe misst die Mauer und gilt auch als höchstes Bauwerk der Schweiz. Bereits 1936 wurde eine 85 Meter hohe Mauer errichtet und das das Projekt seitdem ausgebaut. Auch hier gab es bereits Schäden. Zuletzt entdeckten Experten Mikro-Risse an den Druckleitungen. Die sollen bis 2023 repariert sein.

🇬🇪 Enguri: Die Talsperre ist 271 Meter hoch und liegt im Westen von Georgien. Sie staut den gleichnamigen Fluss. 20 Jahre wurde an dem Damm gebaut. Seit 1988 produziert er Strom und liefert heute gut 40 Prozent der Energie des Landes. Mitbetreiber ist Abchasien, eine weitgehend autonome Kaukasus-Region, da Damm und Stausee auf der Grenze liegen.

So viel Energie stammt in Deutschland aus der Wasserkraft

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Die Energiegewinnung in Deutschland im Jahr 2020.
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