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Geheimdienste

Spionage: Was genau machen Spione?

  • Veröffentlicht: 23.04.2024
  • 15:56 Uhr
  • Lars-Ole Grap
Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) in Chorweiler. In Deutschland ist es Aufgabe aller Verfassungsschutzbehörden, Spionage zu bekämpfen.
Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) in Chorweiler. In Deutschland ist es Aufgabe aller Verfassungsschutzbehörden, Spionage zu bekämpfen.© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Immer wieder machen Meldungen um Spione die Runde. Kürzlich wurden mutmaßliche Spitzel festgenommen, die für den chinesischen Geheimdienst gearbeitet haben sollen. Spionage ist umstritten - und viele Praktiken sogar strafbar. Zugleich gilt sie als essentiell für die nationale Sicherheit und Geschäfts-Strategien. 

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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Geschichte der Spionage reicht bis in die Antike zurück. Dennoch wird Spionage auch heute noch eingesetzt, um an Informationen zu gelangen.

  • Spionage bezeichnet die Untersuchung der politischen, wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und militärischen Kapazitäten eines fremden Staates durch ausländische Nachrichtendienste oder deren Beauftragte. Dies geschieht meistens heimlich und unter Verwendung verdeckter Mittel und Methoden.

  • Die Abgrenzung zwischen Agent:innen und Spion:innen ist oft nicht leicht. Erstere sind häufig festangestellt bei Regierungen oder Organisationen, bei Spion:innen kann, aber muss das nicht der Fall sein. Oft werden die Begriffe auch synonym verwendet. Wenn ein:e Agent:in im Ausland aktiv ist, wird die Person häufig als Spion bezeichnet.

  • Ende April wurden drei Deutsche wegen des Spionage-Verdachts und am 22. April ein Mitarbeiter eines AfD-Europa-Abgeordneten festgenommen. Sie alle sollen für China spioniert haben. Einen Zusammenhang der Fälle gebe es aber nicht. Nur wenige Tage zuvor sollen zwei russische Agenten einen US-Militärstützpunkt in Bayern ausgekundschaftet haben. 

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Inhalt

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Welchen Nutzen hat Spionage?

Für Regierungen weltweit sind ausländische Informationen entscheidend, um politische Richtlinien zu formen, auf globale Krisen zu reagieren und geopolitische Ziele zu verfolgen. Diplomat:innen sammeln frei zugängliche Informationen, um ihre Regierungen über aktuelle Ereignisse zu informieren und die Beziehungen zwischen Heimat- und Gastländern zu fördern.

Spionage beginnt dort, wo Regierungen sich nicht mit öffentlich verfügbaren Informationen zufriedengeben. Geheimdienste spielen hier eine entscheidende Rolle, um Erkenntnisse aus anderen Ländern zu erlangen.

Deutschland sieht sich einer Vielzahl von Aktivitäten ausländischer Nachrichtendienste gegenüber. Diese reichen von reiner Informations-Beschaffung bis hin zu illegalem Waffen- und Technologie-Erwerb sowie Sabotage und Terrorismus. Die zunehmende Digitalisierung erweitert den Handlungsspielraum dieser Akteure und stellt den Verfassungsschutz vor große Herausforderungen.

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Was versteht man unter einer Observation?

Observation bezeichnet die heimliche, zielgerichtete und systematische Beobachtung von Personen und Objekten. So sollen wichtige Informationen wie Treffpunkte, Ziele, Kontaktpersonen oder grundlegende beziehungsweise ergänzende Erkenntnisse gesammelt werden.

Im Video: Eine Katze als Spion?

Wirtschafts-Spionage

Wirtschafts-Spionage zielt hauptsächlich darauf ab, die technologische Entwicklung der eigenen Wirtschaft zu fördern oder einen Wettbewerbsvorteil zu erlangen.

Die Abwehr von Spionage in Wirtschaft und Wissenschaft ist eine wichtige Aufgabe des Verfassungsschutzes.

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Spionage: Einflussnahme und Desinformation

In den letzten Jahren haben sich neben traditionellen Spionage-Methoden verstärkt Aktivitäten im Bereich der Einflussnahme entwickelt, die ein wichtiger Bestandteil auswärtiger Politik sind. Durch Desinformation und verdeckte Maßnahmen im Rahmen einer "Schlacht der Narrative" haben diese an Bedeutung gewonnen.

Fremde Staaten verfolgen dadurch verschiedene Ziele, etwa wird die Überlegenheit ihres eigenen Gesellschaftsmodells betont. Oft geht es aber auch darum, die eigene globale Macht-Position zu festigen oder die wirtschaftliche Dynamik zu unterstützen.

Einige dieser Aktivitäten zielen darauf ab, den demokratischen Meinungsbildungs-Prozess zu beeinflussen. Dazu werden gezielt Entscheidungsträger:innen beeinflusst oder das Vertrauen der Bevölkerung in demokratische Institutionen untergraben, einschließlich der Rolle unabhängiger Medien.

Die Geschichte der Spionage

Das Konzept von "Wissen ist Macht" war bereits den Menschen der Antike bekannt. Spionen gibt es daher schon seit Jahrtausenden. Seit jeher waren Machthaber an militärischen, politischen oder wirtschaftlichen Informationen interessiert. Sie wollten wissen, was in anderen Reichen, aber auch im eigenen Gebiet vor sich geht. Im Laufe der Zeit haben sich die Gründe für Spionage, aber auch die Mittel und Methoden von Agent:innen und Spion:innen stark verändert.

Die frühen Großreiche der Antike boten optimale Bedingungen für Spionage. Die Ägypter nannten die für diese Aufgaben zuständigen Beamten "die Augen des Pharao", während der persische König Kyros der Große "viele Augen und Ohren" hatte. Wie wichtig Spionage war, zeigt sich auch darin, dass der chinesische General Sunzi in seinem Werk "Die Kunst des Krieges" diesem Thema ein eigenes Kapitel widmete.

Die alten Griechen und Römer nutzten geheimdienstliche Methoden. Insbesondere die Römer lernten den Wert präventiver Spionage-Arbeit nach Niederlagen gegen Hannibal zu schätzen. Einige der wichtigsten Begriffe zu diesem Thema haben ihren Ursprung in der römischen Sprache: "Spionage" stammt vom lateinischen "spicere" (sehen, schauen, spähen). "Agenten" wurden als "agentes in rebus" bezeichnet, was etwa "Beauftragte in allgemeinen Angelegenheiten" bedeutet.

Im Mittelalter wurden vor allem Geistliche als Spione eingesetzt. Die Kirche verfügte über ein europaweites Netzwerk von Bischofssitzen und Klöstern, die durch ein Kurier-System verbunden waren. Die Geistlichen konnten schreiben und beherrschten oft mehrere Sprachen.

Ab dem 15. Jahrhundert wurde Spionage professioneller betrieben. In England entstand unter Königin Elisabeth I. der erste institutionelle englische Geheimdienst. In Frankreich überwachte Kardinal Richelieu mit dem "Cabinet Noir" den Briefverkehr von Diplomaten und Verdächtigen.

Unter der Herrschaft von Elisabeth I. (1533-1603), Königin von England, entsandt der erste institutionalisierte englische Geheimdienst.
Unter der Herrschaft von Elisabeth I. (1533-1603), Königin von England, entsandt der erste institutionalisierte englische Geheimdienst.© picture alliance / Bildagentur-online | Sunny Celeste

Neue technische Entwicklungen wie Telegrafen, Telefone und Fotografie veränderten ab Mitte des 19. Jahrhunderts die Arbeit der Geheimdienste grundlegend. Informationen konnten nun effizienter gesammelt und übertragen werden.

Während der Weltkriege spielten Geheimdienste eine entscheidende Rolle, etwa durch das Entschlüsseln der deutschen Chiffrier-Maschine "Enigma". Der Kalte Krieg war geprägt von massiven Spionage-Operationen.

Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks verlagerten sich die Aufgaben der Geheimdienste. Die Bekämpfung des Terrorismus wurde ein zentrales Arbeitsfeld. Dies dient den Regierungen oft als Rechtfertigung für Programme zur automatisierten massenhaften Sammlung von Daten.

Neben neuen Möglichkeiten stellt das Internet als Medium eine enorme Arbeitsbelastung für die Geheimdienste dar, da täglich eine riesige Menge an Informationen generiert und von Milliarden Menschen genutzt werden.

Im Zweiten Weltkrieg verwendete die Wehrmacht Enigma-Maschinen zur Verschlüsselung ihrer Funksprüche.
Im Zweiten Weltkrieg verwendete die Wehrmacht Enigma-Maschinen zur Verschlüsselung ihrer Funksprüche.© picture alliance / newscom | JIM RUYMEN

Im Video: Zwei ehemalige CIA-Agenten packen aus

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