Auch in Zukunft werden deine Organe nicht automatisch gespendet - aber würdest du es tun?
- Veröffentlicht: 05.03.2020
- 13:43 Uhr
- Carina Neumann-Mahlkau
Der Bundestag hat Anfang 2020 entschieden: Auch künftig giltst du nicht automatisch als Organspender. Nur du allein entscheidest, was mit deinen Organen passiert. Eine Neuregelung wurde aber beschlossen.
Darum ging's bei der Organspende-Diskussion
Zwischen diesen beiden Entwürfen hat der Bundestag Mitte Januar nach Jahre langer Diskussion entschieden:
Variante 1
In Deutschland herrscht zukünftig die "doppelte Widerspruchslösung": Man wird automatisch potenzieller Organspender - außer, man entscheidet sich aktiv dagegen. Außerdem müssen die Angehörigen nach dem Tod bestätigen, dass sich der Verstorbene zu Lebzeiten nie gegen eine Spende ausgesprochen hat.
Variante 2
Das neue Gesetz sieht vor, dass du mindestens alle 10 Jahre gefragt wirst, ob du Organspender werden möchtest. Das soll immer dann passieren, wenn du einen neuen Personal-Ausweis oder Reisepass beantragst. Vor Ort bekommst du Info-Material zum Thema Organspende und kannst sofort "Ja" oder "Nein" sagen. Eine Zustimmung soll aber auch online möglich werden. Auf das neue Online-Register mit den Spende-Erklärungen können Ärzte dann direkt aus dem Krankenhaus zugreifen.
Eine deutliche Mehrheit im Bundestag hat Variante 1 abgelehnt und für Variante 2 gestimmt.
Du willst mehr zum neuen Gesetz und dem Organspende-Ausweis erfahren? Alles Wissenswerte findest du auf organspende-info.de.
Organspende in Deutschland - diese Regeln galten bisher
❤️ Wer nach dem Tod Organe spenden wollte, musste sich selbstständig einen Organspende-Ausweis holen - etwa in Apotheken, beim Arzt oder online (BZgA).
🤔 Du musstest dich also bewusst mit dem Thema auseinandersetzen und selbst aktiv werden.
☝️ Ohne diesen Ausweis wurden die Organe nach dem Tod nicht gespendet. Es sei denn, Angehörige setzten sich stellvertretend dafür ein.
Organspende in Zahlen
😷 Laut der jüngsten Studie (2018) warten in Deutschland rund 9.500 Menschen auf eine Organspende - die meisten auf eine Niere.
⌛ Die Warteliste wächst stetig: Jährlich kommen rund 5.000 Menschen hinzu. Oft kommt die Rettung zu spät.
✝️ Rund 900 Patienten sterben jährlich an den Folgen ihrer Krankheit, weil sie keine Organspende erhalten haben.
Viele dafür, aber ...
Rund 80 Prozent der Deutschen befürworten Organspenden - aber nur 40 Prozent besitzen einen Organspende-Ausweis.
Das ergab eine aktuelle Umfrage der Techniker Krankenkasse. Die Gründe: Zu wenig Information und das jedem bekannte "Auf-Morgen-Verschieben".
Mehr Spender-Organe - andere Länder machen's vor
Auf 1 Million deutsche Einwohner kamen 2018 nur 11,5 Spender. Zum Vergleich: In Spanien waren es 48,3, in Österreich 24,5.
Warum ist das so? In Spanien kommt nach dem Tod automatisch jeder Mensch als Organspender in Frage - außer, die Angehörigen widersprechen.
In Österreich gilt die "Widerspruchslösung": Wer kein potenzieller Organspender sein möchte, kann das in ein Register eintragen - oder einfach eine schriftliche Ablehnung im Geldbeutel tragen. Wer das nicht tut, wird bei Bedarf automatisch zum Spender. Auch hier: Mit Einverständnis der Angehörigen.