Fortbildung
Bildungsurlaub: Was ist das und wie kannst du ihn beantragen?
- Veröffentlicht: 06.10.2023
- 07:00 Uhr
- Bianca Leppert
Das Wichtigste in Kürze
Du hast noch nie von Bildungsurlaub gehört? Damit bist du nicht allein. Die wenigsten kennen diese Art von Sonderurlaub.
Bildungsurlaub bekommst du zusätzlich zu deinem normalen Erholungsurlaub. Zumindest in 14 von 16 Bundesländern.
Wandern im Schwarzwald, Golfen an der Algarve oder Spanischkurs in Madrid - das Angebot reicht von Sprachkursen, über Yoga-Retreats bis hin zu fachlichen Fortbildungen.
In fast allen Bundesländern darfst du eine Woche Bildungsurlaub nehmen. Was du während der Bildungszeit alles machen kannst, was verboten ist und wie du ihn beantragst: das erfährst du hier.
Bildungsurlaub: Wie viel steht mir zu?
Fast jede:r hat Anspruch darauf, aber kaum einer weiß davon. So könnte man das Thema Bildungsurlaub zusammenfassen. Oder kanntest du die Begriffe Bildungsurlaub, Bildungsfreistellung, Arbeitnehmerweiterbildung oder Bildungszeit schon?
Im Grunde genommen meinen sie alle das gleiche: Du kannst in dem Unternehmen, in dem du angestellt bist, zusätzliche Urlaubstage beantragen, die für deine Weiterbildung verwendet werden. Die werden nicht von deinem regulären Erholungsurlaub abgezogen. Der Clou: Du kriegst trotzdem weiterhin dein Gehalt. Das nutzen allerdings nur rund ein bis zwei Prozent der Beschäftigten. Obwohl 77 Prozent Interesse an Weiterbildungen haben.
Bildungsurlaub ist in allen Bundesländern gesetzlich festgeschrieben - mit Ausnahme von Bayern und Sachsen. In der Regel stehen dir bei einer Vollzeitbeschäftigung fünf Tage pro Jahr zu, die du nehmen kannst. Es ist in manchen Bundesländern auch möglich, bis zu zehn Tage in zwei Jahren dafür aufzuwenden – man nimmt den Anspruch aus einem Jahr also in das andere mit. Bei einer Teilzeitbeschäftigung wird die Zahl der Tage entsprechend angepasst.
Hat jede:r hat Anspruch auf Bildungsurlaub?
Generell hat jede:r Anspruch auf Bildungsurlaub, dessen Arbeitgebender nicht in Bayern oder Sachsen ist. Denn diese zwei Bundesländer sind von der Regelung ausgenommen. Maßgeblich ist der Sitz des Arbeitgebers und nicht der Wohnort des Arbeitnehmers.
Voraussetzung ist in der Regel eine mindestens sechsmonatige Betriebszugehörigkeit oder wie in Baden-Württemberg oder im Saarland sogar zwölf Monate. Zudem spielt die Größe des Betriebs eine Rolle. In manchen Bundesländern entfällt der Anspruch auf Bildungsurlaub in Kleinbetrieben komplett – wenn das Unternehmen etwa unter 20 Mitarbeiter hat. Hier sind die Regelungen aber sehr individuell von Bundesland zu Bundesland.
Auch Beamt:innen sind je nach Bundesland ausgenommen oder es greifen die Vorschriften zum Sonderurlaub. Auszubildende haben einen Anspruch, hier zählen aber auch wieder die sehr individuellen Vorschriften der einzelnen Bundesländer.
Dein Arbeitgebender kann den Bildungsurlaub unter Umständen auch ablehnen, wenn es zwingende betriebliche Belange gibt oder Urlaubsansprüche von anderen Beschäftigten, die Vorrang haben.
Gründe für den Bildungsurlaub
📈 Du entwickelst dich persönlich und beruflich weiter und kannst den Schwerpunkt je nach Karriereziel frei wählen.
🧠 Dein Arbeitgeber profitiert von deiner Weiterentwicklung, weil du dir mehr Wissen aneignest und mehr über dich selbst lernst.
💪 Du förderst deine Eigenständigkeit, bekommst mehr Selbstbewusstsein und vielleicht einen neuen Blick auf gewisse Dinge.
👭 Du lernst neue Leute kennen, knüpfst neue Kontakte und förderst so Kompetenzen wie Teamarbeit und baust dein Netzwerk aus.
Was fällt alles unter Bildungszeit und was darf ich machen?
Was viele nicht wissen: Die Weiterbildung muss nicht direkt mit deinem Job in Verbindung stehen. Bist du Bankangestellte, musst du deinen Bildungsurlaub nicht für eine Weiterbildung im Bereich Finanzen nutzen, sondern kannst beispielsweise auch einen Kurs zur Stressbewältigung machen.
Das Angebot reicht von Spanischkursen in Madrid, über Yoga-Retreats, Ausbildung zur Kursleiter:in in Waldbaden, Golfen für Anfänger an der Algarve bis hin zu fachlichen Fortbildungen. Die Bereiche lassen sich grob in Gesundheit, Sprachkurse, Rhetorik, Kreativität, Politik, EDV, etc. einteilen. Einzige Voraussetzung: Der Kurs ist als Bildungsurlaub anerkannt. Eine Übersicht gibt es beispielsweise unter bildungsurlaub.de, bildungsurlauber.de oder bildungsurlaub-machen.de. Auf den jeweiligen Seiten findest du darüber hinaus auch viele Regelungen der einzelnen Bundesländer.
Wer zahlt für den Bildungsurlaub und die Weiterbildung?
Wie schon beschrieben, wird dein Gehalt regulär weiter bezahlt. Die Kosten für den Kurs und Anreise und Übernachtung musst du allerdings selbst übernehmen. In manchen Fällen zahlen Arbeitgeber hier aber auch einen Zuschuss. Du kannst die Kosten allerdings auch in deiner Einkommenssteuererklärung geltend machen.
Sind die Kurse im Bereich Gesundheit angesiedelt, lohnt es sich zudem, mit deiner Krankenkasse zu sprechen. Diese fördern manchmal mit einem gewissen Anteil bestimmte Kurse.
Bildungsurlaub beantragen: Schritt für Schritt
- Informiere dich über Kurse, die dich interessieren. Sind sie offiziell anerkannt?
- Melde dich beim Anbieter an und beantrage mit diesem Schritt auch die Unterlagen für deinen Arbeitgeber.
- Beantrage den Bildungsurlaub fristgerecht bei deinem Arbeitgeber. Hier gelten je nach Bundesland unterschiedliche Zeiträume. In der Regel reichen sechs Wochen vor Beginn des Seminars aus, manchmal sind es allerdings acht Wochen oder kürzere Fristen wie nur vier Wochen.
- Lasse dir die Teilnahme am Seminar unbedingt bestätigen, um deinem Arbeitgeber einen Nachweis vorlegen zu können.