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Nachhaltiger Konsum

Bio-Lebensmittel: Was uns die Bio-Siegel wirklich verraten

  • Aktualisiert: 15.10.2024
  • 08:59 Uhr
  • Sven Hasselberg

Bio, öko oder regional - wer sich gesund und nachhaltig ernähren möchte, hat die Qual der Wahl. Wir helfen dir, die unterschiedlichen Siegel und Standards besser zu verstehen.

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Das Wichtigste zum Thema Bio-Siegel

  • Nur fünf Prozent der Deutschen kauften 2021 ausschließlich Bio-Lebensmittel. Aber immerhin 33 Prozent gaben laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft an, sie häufig in den Korb zu legen.

  • Im Jahr 2023 machten Bio-Produkte rund 6,3 Prozent des gesamten Lebensmittelumsatzes in Deutschland aus.

  • Sich besser und gesünder zu ernähren, ist gar nicht so einfach. Viele Lebensmittel werben mit der Aufschrift "Bio" und zahlreichen unterschiedlichen Siegeln. Doch nicht überall wo bio draufsteht, ist auch bio drin.

  • Hast du den Durchblick bei den Bio-Siegeln und Logos? Wer die einzelnen Siegel vergibt und was die begehrten Labels bedeuten, erklären wir dir weiter unten.

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Die Deutschen haben immer mehr Appetit auf bio

Der Appetit auf Bio wird immer größer - Umsatz mit Bio-Lebensmitteln in Milliarden Euro
Der Appetit auf Bio wird immer größer - Umsatz mit Bio-Lebensmitteln in Milliarden Euro© Galileo

Ökologische Landwirtschaft: Die Zukunft soll umweltbewusster sein

👩‍🌾 Über die Hälfte der Fläche der Bundesrepublik Deutschland wird landwirtschaftlich genutzt.

🌱 Die Landwirtschaft hat folglich enorme Auswirkungen auf die Umwelt. Ökologischer Landbau schont Gewässer und Böden.

⬆️ Laut Umweltbundesamt soll der Anteil des ökologischen Landbaus an der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche bis 2030 auf 20 Prozent steigen (von zehn Prozent im Jahr 2019).

✔️ Zudem sollen bis 2030 laut Nachhaltigkeits-Strategie 34 Prozent der Lebensmittel besonders umweltfreundlich sein und ein staatliches Umwelt-Label haben.

📅 Der 23. September ist der offizielle EU-Bio-Tag. Darauf einigten sich das Europäische Parlament, der Rat der Europäischen Union und die Europäische Kommission in Brüssel.

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Bio oder konventionell: So unterscheidet sich die Klima-Bilanz

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© Galileo

Staatliche Stempel für "Bio" und "Öko"

Seit 2001 gibt es das sechseckige staatliche Bio-Siegel. Es kennzeichnet Lebensmittel, die den EU-Vorschriften für ökologischen Landbau entsprechen und deren Produktion mindestens einmal jährlich kontrolliert wurde. Dann dürfen sie als  "Bio" oder "Öko" verkauft werden.

Die Bezeichnung "aus kontrolliertem Anbau" hat damit nichts zu tun. Sie beruht auf eigenen Regeln der Betriebe und ist somit nicht geschützt. Jeder kann sie verwenden.

Links ist das staatliche Bio-Siegel, rechts das EU-Bio-Logo mit den weißen Sternchen.
Links ist das staatliche Bio-Siegel, rechts das EU-Bio-Logo mit den weißen Sternchen.© picture alliance / Geisler-Fotopress | Christoph Hardt/Geisler-Fotopres

Zu den Kriterien des staatlichen Bio-Siegels zählen:

  • artgerechte Tierhaltung
  • Verzicht auf ionisierende Bestrahlung beim Konservieren und auch auf gentechnisch veränderte Organismen
  • Verzicht auf synthetische Pflanzenschutz-Mittel und leicht lösliche mineralische Dünger
  • Verbot von Konservierungs-Stoffen, Geschmacks-Verstärkern, Süßstoffen und synthetischen Farbstoffen. Das gilt auch für Antibiotika und Leistungs-Förderer in der Tierzucht.

7.129 Unternehmen haben bisher 108.706 Produkte in der Bio-Siegel-Datenbank registriert (Stand: 02. Oktober 2024). Das sechseckige Siegel kann freiwillig verwendet werden.

Es steht oft neben dem verpflichtenden grünen EU-Bio-Logo mit den Sternen. Dieses muss seit Juli 2010 auf allen vorverpackten Bio-Lebensmitteln zu sehen sein.

Beide Siegel richten sich nach den gleichen EU-Gesetzen, die vielen Naturschutz-Organisationen aber noch nicht streng genug  sind.

So beurteilt der BUND die einzelnen Bio-Siegel

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Bioland: Über 8.900 deutsche Betriebe stellen ihre Lebensmittel nach den Richtlinien des Anbau-Verbandes her. Sie kommen zum Beispiel ohne künstliche Pestizide und Stickstoff-Dünger aus. BUND-Urteil: sehr empfehlenswert - hohe Öko-Standards der deutschen Anbauverbände.
© picture alliance / imageBROKER | Ulrich Niehoff

Bioland: Über 8.900 deutsche Betriebe stellen ihre Lebensmittel nach den Richtlinien des Anbau-Verbandes her. Sie kommen zum Beispiel ohne künstliche Pestizide und Stickstoff-Dünger aus. BUND-Urteil: sehr empfehlenswert - hohe Öko-Standards der deutschen Anbauverbände.

Demeter: Seit 1927 stellt der Anbau-Verband Lebensmittel nach dem Leitbild von Rudolf Steiner bio-dynamisch her. Inzwischen gibt es auch Kleidung und Kosmetika. BUND-Urteil: sehr empfehlenswert - hohe Öko-Standards der deutschen Anbau-Verbände.
© picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Sebastian Kahnert

Demeter: Seit 1927 stellt der Anbau-Verband Lebensmittel nach dem Leitbild von Rudolf Steiner bio-dynamisch her. Inzwischen gibt es auch Kleidung und Kosmetika. BUND-Urteil: sehr empfehlenswert - hohe Öko-Standards der deutschen Anbau-Verbände.

Eco-Vin: Der Bundesverband ökologisch arbeitender Weingüter zeichnet hiermit seine guten Tropfen aus. Genmanipulierte Reben sind ebenso verboten wie künstliche Unkraut- und Pilz-Vernichter, Dünger oder Pflanzenschutz-Mittel. Außerdem soll die Artenvielfalt von Tieren und Pflanzen im Weinberg gefördert werden. BUND-Urteil: sehr empfehlenswert - hohe Öko-Standards der deutschen Anbau-Verbände.
© picture alliance / imageBROKER | Rainer F. Steussloff/Intro

Eco-Vin: Der Bundesverband ökologisch arbeitender Weingüter zeichnet hiermit seine guten Tropfen aus. Genmanipulierte Reben sind ebenso verboten wie künstliche Unkraut- und Pilz-Vernichter, Dünger oder Pflanzenschutz-Mittel. Außerdem soll die Artenvielfalt von Tieren und Pflanzen im Weinberg gefördert werden. BUND-Urteil: sehr empfehlenswert - hohe Öko-Standards der deutschen Anbau-Verbände.

Biokreis: Der Verband für ökologischen Landbau und gesunde Ernährung steht unter anderem für Tierwohl, ressourcen-schonende Kreislauf-Wirtschaft und Regionalität. BUND-Urteil: sehr empfehlenswert - hohe Öko-Standards der deutschen Anbau-Verbände.
© picture alliance / dpa Themendienst | Andrea Warnecke

Biokreis: Der Verband für ökologischen Landbau und gesunde Ernährung steht unter anderem für Tierwohl, ressourcen-schonende Kreislauf-Wirtschaft und Regionalität. BUND-Urteil: sehr empfehlenswert - hohe Öko-Standards der deutschen Anbau-Verbände.

Naturland: Der Anbau-Verband will weltweit 100 Prozent ökologische und faire Landwirtschaft einführen. Er legt auch auf ökologische Wald-Nutzung und Aqua-Kulturen wert. BUND-Urteil: sehr empfehlenswert - hohe Öko-Standards der deutschen Anbau-Verbände.
© picture alliance / imageBROKER | Ulrich Niehoff

Naturland: Der Anbau-Verband will weltweit 100 Prozent ökologische und faire Landwirtschaft einführen. Er legt auch auf ökologische Wald-Nutzung und Aqua-Kulturen wert. BUND-Urteil: sehr empfehlenswert - hohe Öko-Standards der deutschen Anbau-Verbände.

Fairtrade: Das Label kümmert sich international um fairen Handel und sorgt unter anderem dafür, dass bestimmte Mindest- und Markt-Preise eingehalten und somit die lokalen Erzeuger gestärkt werden. BUND-Urteil: Rund die Hälfte der Produkte ist auch bio-empfehlenswert.
© picture alliance/dpa | Markus Scholz

Fairtrade: Das Label kümmert sich international um fairen Handel und sorgt unter anderem dafür, dass bestimmte Mindest- und Markt-Preise eingehalten und somit die lokalen Erzeuger gestärkt werden. BUND-Urteil: Rund die Hälfte der Produkte ist auch bio-empfehlenswert.

MSC-Fischerei: Das Siegel soll nachhaltige Fischerei auszeichnen, die intakte Ökosysteme hinterlässt und die Fisch-Bestände erhält. Allerdings fordern sowohl Greenpeace als auch der WWF Nachbesserungen und strengere Kriterien. BUND-Urteil: bedingt empfehlenswert. Der BUND rät, weniger Meeresfisch zu essen.
© picture alliance / dpa Themendienst | Andrea Warnecke

MSC-Fischerei: Das Siegel soll nachhaltige Fischerei auszeichnen, die intakte Ökosysteme hinterlässt und die Fisch-Bestände erhält. Allerdings fordern sowohl Greenpeace als auch der WWF Nachbesserungen und strengere Kriterien. BUND-Urteil: bedingt empfehlenswert. Der BUND rät, weniger Meeresfisch zu essen.

Ohne Gentechnik: Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft vergibt das "Ohne Gentechnik"-Siegel an Lebensmittel, die keine gentechnisch veränderten Bestandteile enthalten. BUND-Urteil: für konventionelle Produkte empfehlenswert. Doch weniger als die Bio-Siegel.
© picture alliance / dpa | David Ebener

Ohne Gentechnik: Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft vergibt das "Ohne Gentechnik"-Siegel an Lebensmittel, die keine gentechnisch veränderten Bestandteile enthalten. BUND-Urteil: für konventionelle Produkte empfehlenswert. Doch weniger als die Bio-Siegel.

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Was bedeutet "regional" wirklich?

Regionale Lebensmittel haben keine weiten Transporte hinter sich und schonen die Umwelt - aber stimmt das auch wirklich? Am sichersten fährst du immer, wenn du regionale Lebensmittel bei landwirtschaftlichen Betrieben oder auf dem Wochenmarkt direkt kaufst.

Denn der Begriff "regional" oder "aus der Region" ist nicht geschützt. Es gibt also keine offizielle Definition, wie groß diese Region denn nun ist. Das kann dein Landkreis sein, dein Bundesland oder gar die EU? Einige Produzenten verwenden den Begriff "regional" für den Herstellungs-Ort in der Nähe, auch wenn die Zutaten von weither kommen.

Ein guter Wegweiser sind die geprüften Regional-Siegel einiger Bundesländer wie Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Auch haben sich in ganz Deutschland verschiedene Initiativen von Erzeugern, Transport-Firmen und Händlern gegründet, die den Regionalitäts-Gedanken wirklich leben wollen.

Gute Projekte findest du auf der Liste beim "Bundesverband der Regionalbewegung e. V." Auch beim Bundeszentrum für Ernährung erhältst du weitere Informationen.

Im Video: Sind regionale Produkte wirklich aus der Region?

Das bedeutet das "Haltungsform-Siegel"

🥩 Entstehung: Vertreter der Landwirtschaft, Fleisch-Wirtschaft und des Lebensmittel-Handels haben als "Initiative Tierwohl" das "Haltungsform-Siegel" für verpacktes Fleisch entwickelt. In fünf Stufen zeigt es dem Verbraucher farblich gekennzeichnet, unter welchen Bedingungen die Tiere gehalten wurden. Inzwischen gibt es das Haltungsform-Siegel auch für Milch-Produkte. Bis zum Sommer 2024 wurden lediglich vier Stufen unterschieden.

🛒 Supermärkte: Bei Edeka, Rewe, Kaufland, Netto, Lidl, Aldi und Penny findest du das Label auf abgepacktem Fleisch. Gekennzeichnet sind Schwein, Hähnchen, Pute und Rind.

📕 Haltungsform 1, Rot, Stall: Auf der untersten Stufe hat ein Schwein gerade mal 0,75 Quadratmeter Platz im Stall. Zur "Beschäftigung" stehen Hühnern und Puten nur trockene Einstreu zur Verfügung. Für Rinder ist "möglichst" Laufstall-Haltung gefordert.

📘 Haltungsform 2, Blau, Stall + Platz: Hier erhält das Schwein mit 0,825 Quadratmetern zehn Prozent mehr Platz als gesetzlich vorgeschrieben sind. Puten und Hühner bekommen zur Abwechslung Picksteine und Stroh. Rinder dürfen nicht angebunden sein. Laufstall-Haltung ist für sie verpflichtend.

📙 Haltungsform 3, Orange, Frischluftstall: Auch hier gibt es wieder mehr Platz für alle. "Außenklima" bedeutet jedoch nicht immer wirklich Weidegang. Es kann bei Schweinen auch ein sogenannter "Offenfront-Stall" sein oder bei Rindern ein "Laufhof". Für Schweine bis 110 Kilogramm muss mindestens eine Fläche von 1,05 Quadratmetern zur Verfügung stehen.

📗 Haltungsform 4, Hellgrün, Auslauf/Weide: Schweine erhalten mit 1,5 Quadratmeter doppelt so viel Platz als gesetzlich vorgeschrieben. Alle Tierarten können zumindest raus in den Auslauf, auf die Weide oder es gibt teilweise Freiland-Haltung.

📗 Haltungsform 5, Dunkelgrün, Bio: In dieser Haltungsform haben Schweine bis 110 Kilogramm mindestens 1,3 Quadratmeter Platz im Stall und eine Auslauffläche von mindestens einem Quadratmeter. Im Auslauf muss Wühlmaterial für die Tiere verfügbar sein. Das Futter muss ohne Gentechnik sein und aus ökologischer Erzeugung stammen. Mindestens 30 Prozent der Futtermittel müssen aus dem eigenen Betrieb oder der Region stammen. Hühner müssen immer wenn es die Witterung erlaubt Zugang zu Freigelände erhalten, mindestens jedoch für ein Drittel ihrer Lebenszeit. Bei festen Ställen muss es pro Tier mindestens vier Quadratmeter Auslauf geben.

🐖 Alternative: Viele Naturschutz- und Verbraucherschutz-Organisationen kritisieren das Siegel, da es beispielsweise nichts über Transport oder Schlachtung aussagt. Im August 2023 ist das Tierhaltungskennzeichnungsgesetz in Kraft getreten. Damit wurde auch die staatliche Tierwohl-Kennzeichnung eingeführt. Es gilt zunächst nur für frisches Schweinefleisch, soll aber erweitert werden.

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