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VORSICHT, GIFTIG!

"Gossip Girl": Warum die Beziehung von Chuck und Blair ziemlich problematisch ist!

  • Aktualisiert: 11.11.2024
  • 13:48 Uhr
  • Anna Tiefenbacher
Blair und Chuck (Mitte) hatten eine ... nennen wir es mal ... turbulente Beziehung.
Blair und Chuck (Mitte) hatten eine ... nennen wir es mal ... turbulente Beziehung.© ddp/ LMK Media

Chuck Bass und Blair Waldorf - sie sind DAS Golden Couple der Lieblingsserie aller Millenials aka "Gossip Girl". Schaut man sich ihre Beziehung aus heutiger Perspektive an, fällt auf, wie toxisch sie eigentlich ist.

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Triggerwarnung: Im folgenden Text geht es um übergriffiges Verhalten und Gewalt an Frauen

Wenn du missbräuchliches Verhalten (in einer Beziehung) in physischer oder psychischer Form erlebst und Hilfe brauchst oder jemanden im Umfeld kennst, der Hilfe benötigt, kann sich anonym an das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen"(116 016) wenden.
Bei akuter Not sollte so schnell es geht die Polizei (110) informiert werden.
Mehr Informationen gibt es auf der Website des Bundesamts für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben.

Eine Sache vorab: Ich habe "Gossip Girl" wahnsinnig gern geschaut. In meinem winzigen Zimmer im Wohnheim während meiner Studienzeit, irgendwann zwischen 2010 und 2013, habe ich mit einer Freundin regelmäßig komplette Wochenenden mit Bingen der Serie verbracht. Ich hatte sogar ein T-Shirt mit irgendeinem lustigen Spruch und dem Gesicht von Chuck Bass (Ed Westwick), das ich zwar offiziell komplett ironisch gekauft, aber eigentlich nur halb ironisch getragen habe. Jetzt, ein gutes Jahrzehnt später, schaue ich mir die Serie fürs nostalgische Gefühl (und die Style-Inspo) immer noch gern an – aber gerade Chuck Bass und vor allem seinen Umgang mit Frauen - allen voran Blair - kann ich heute kaum noch ertragen.

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Chuck Bass ist übergriffig, misogyn und grausam

Eigentlich gehört Chuck schon nach der Pilotfolge gecancelt: In der Hotelküche versucht er, Serena (Blake Lively) zu vergewaltigen, und auf dem Dach bei der "Kiss on the Lips"-Party dann die vierzehnjährige Jenny (Taylor Momsen). Irgendwie leidet der gesamte Freundeskreis anscheinend an kollektiver Amnesie, denn das eigentlich unentschuldbare Verhalten wird im Verlauf der Serie einfach hingenommen.

Warum sich Blair (Leighton Meester), die an sich ziemlich emanzipiert und selbstbewusst ist, auf so einen Typen einlässt, ist mir rückblickend ein Rätsel. Zumal Chuck auch ihr gegenüber absolut grausam ist. Nachdem Blair ihr erstes Mal mit ihm hatte, weist er sie ab und sagt: "Du hattest eine gewisse Faszination, als du schön, zart und unberührt warst […] Ich will dich jetzt nicht mehr und sehe nicht, warum jemand anderes das tun sollte." Den Mittelteil lasse ich hier mal bewusst weg, weil ich ihn so ekelhaft finde.

Chuck und Blairs toxische Beziehung

Diese Aussage gibt den Ton für die restliche Beziehung der beiden an: Sie ist voller Höhen und Tiefen, Verletzungen und Versöhnungen. Der Vollständigkeit halber will ich hier erwähnen, dass auch Blair toxisches Verhalten an den Tag legt: Sie macht Chuck mehrmals verbal fertig und schlägt ihn sogar einmal, nachdem sie versucht hat, ihn zu verführen.

Den absoluten Tiefpunkt erreicht die Beziehung des Grauens wohl in Staffel drei: Chuck versucht Blair zu manipulieren, damit sie mit seinem deutlich älteren Onkel schläft. Warum? Weil er so sein Hotel retten kann. Ach ja, kurz danach schläft Chuck noch mit Jenny. Wir erinnern uns: Sie entkam in der Pilotfolge nur knapp einer Vergewaltigung. Hinzu kommt, dass Jenny und Blair sich absolut nicht ausstehen können - und er das weiß. Ein Schäferstündchen mit Jenny trifft Blair also doppelt so hart.

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Und mir fällt gleich noch ein weiterer Tiefpunkt ein: Als Blair verkündet, dass Louis sie gefragt hat ihn zu heiraten, wird Chuck handgreiflich, packt sie an den Oberarmen und schlägt dann ein Loch in die Glasscheibe neben ihrem Gesicht – ein Glassplitter fügt ihr einen kleinen Schnitt auf der Wange zu. Klasse Typ. Was haben sich die Serienmacher bei solchen Szenen gedacht? Joshua Safran, Produzent, beantwortet das in einem Interview wie folgt:

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Serienmacher entschuldigen Chucks Ausraster

"So wie wir es sehen, ist es, denke ich, sehr klar, dass Blair in diesen Momenten keine Angst um sich selbst hat. Ihre Beziehung ist explosiv, das war sie schon immer, aber ich glaube nicht – oder besser gesagt, wir glauben nicht –, dass es Missbrauch ist, wenn es um die beiden geht. Chuck versucht nicht, Blair zu verletzen. Er schlägt gegen das Glas, weil er voller Wut ist, aber er hat Blair nie verletzt und wird es auch nie tun. Das weiß er, und das weiß auch sie. Ich finde es sehr wichtig, zu verstehen, dass sie keine Angst hat – wenn überhaupt, hat sie Angst um Chuck und was er sich selbst antun könnte, aber sie hat nie Angst davor, was er ihr antun könnte. Leighton und ich waren uns darüber sehr klar."

Sehe ich komplett anders, und vielleicht würden es Leighton und Safran und alle Beteiligten heute auch anders sehen; das Interview ist immerhin von 2011. Seither hat sich unser Bewusstsein, was toxische Beziehungen angeht, stark verändert – zum Glück.

Die oben genannten Szenen waren nur ein paar der vielen Red Flags, mit denen Chuck im Laufe der Serie wedelt. Aber ihr wisst jetzt, was ich meine, wenn ich sage: Chuck Bass ist einer dieser Männer, mit dem ich keine meiner Freundinnen jemals in einer Beziehung sehen möchte. Zumal auch noch die veraltete Idee des düsteren Bad-Boys vermittelt wird, der durch das gute Mädchen und ihre tiefe Liebe gerettet und zum Besseren bekehrt werden kann. Diesen Gedankenfehler haben wir heute endlich ad acta gelegt!

Warum haben wir die Beziehung damals so idealisiert?

Wie gesagt, ich fand die Beziehung von "Chair" damals super aufregend und toll, sein Baddie-Image, die dunkle, sexuelle Anziehung zwischen beiden. Dazu das glamouröse Setting, die dekadenten Partys. Vor den Kulissen der Upper Eastside und mit Hauptfiguren in Designerklamotten fällt es leicht, explosives Verhalten als Leidenschaft zu interpretieren. Da die beiden trotz aller Tiefpunkte immer wieder zueinanderfinden, am Ende der Serie vermeintlich happy ever after sind und sogar ein gemeinsames Kind haben, lässt sich ihre Liebe als schicksalhaft und vom Universum bestimmt auslegen.

Eine Serie über eine gesunde, normale und damit alltägliche Beziehung würden wir uns vermutlich nicht mehrere Staffeln lang anschauen – traurig, aber wahr. Es braucht Konflikt und Drama durch äußere Umstände, kaputte Figuren oder ein Machtgefälle irgendeiner Art. Nur dann fiebern wir mit Paaren wie Archie und Veronica ("Riverdale"), Marissa und Ryan ("O.C., California"), Elena und Damon ("The Vampire Diaries") oder Ezra und Aria ("Pretty Little Liars") mit. Alles Beziehungen, die auf die eine oder andere Art problematisch sind.

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Aber: Chuck und Blair haben mehrmals eine unausgesprochene Grenze überschritten. Und während wir das heute sehen, konnte das die junge Zielgruppe damals noch nicht einschätzen – Teenager heute sind zum Glück anders informiert und aufgeklärt. Wenn ich "Gossip Girl" heute schaue, dann kneife ich bei vielen Aussagen und Handlungen von Chuck Bass die Augen zu (oder spule einfach weiter) und bin froh, dass wir es heute besser wissen.

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